140 - Die Raupen greifen an by Cedric Balmore

140 - Die Raupen greifen an by Cedric Balmore

Autor:Cedric Balmore [Balmore, Cedric]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Vampir Horror Roman
veröffentlicht: 2014-05-15T00:00:00+00:00


Komteß Claire erwachte mitten in der Nacht. Sie starrte in die Dunkelheit und versuchte zu ergründen, was sie geweckt hatte. Sie richtete sich im Bett auf und warf einen Blick auf die Leuchtziffern ihres Weckers. Null Uhr siebzehn. Sie gähnte und erschrak, als sie ein dumpfes Grollen hörte, aber im nächsten Moment war sie erleichtert.

Ein Gewitter! Die Schwüle der letzten Tage entlud sich endlich, es würde Regen und Abkühlung geben. Der Donner hatte sie aus dem Schlaf gerissen.

Sie stand auf, um das Fenster zu schließen. Die weiße Gardine bauschte sich im Wind. Claire blickte hinunter in den Schloßhof, der wie eine riesige, gähnende Grube wirkte. Sie schüttelte sich ein wenig, sah einige Blitze, dann war wieder das Grollen zu hören. Es kam näher.

Claire schloß das Fenster und ging ins Bett zurück. Sie verschränkte die Arme unter dem Nacken und starrte an die Zimmerdecke. Sie fühlte sich auf unerklärliche Weise beunruhigt. Irgend etwas lag in der Luft, nicht nur das heranziehende Gewitter.

Sie dachte an Spencer, war jedoch bemüht, die Erinnerung an das Geschehen zu verdrängen.

Erst Morrison, dann er – wer würde der nächste sein?

Vielleicht sie selbst? Lieber gehe ich weg von hier. Ja, ich verreise. Noch morgen. Auch wenn Hillary das als Flucht auslegen sollte. Ich habe es satt, an diesem Totentanz teilzunehmen, ich will leben, leben, leben …

Sie erschrak. Hatte es nicht an die Tür geklopft?

Unsinn! Die Schloßbewohner gingen früh schlafen, keinem würde es einfallen, sie jetzt besuchen zu wollen.

Sie setzte sich abrupt auf. Jetzt hatte sie das Klopfen ganz deutlich gehört!

„Wer ist da?“ rief sie.

Die Tür öffnete sich. Im Lichtschein des Korridors erkannte sie, daß ihr Vater auf die Schwelle trat. Er tastete nach dem Lichtschalter.

„Kein Licht, bitte“, sagte Claire. „Ich will das Gewitter sehen, wie die Blitze stärker werden …“

Graf Aldon schloß die Tür.

„Du bist noch wach? Ich muß dich sprechen.“

„Der Donner hat mich geweckt.“

Der Graf durchquerte vorsichtig den Raum. Dabei stieß er einen Stuhl um. Er stellte ihn wieder auf, dann zog er ihn an das Bett. „Hast du Angst?“ fragte er.

„Angst wovor?“

„Eine gute Frage, aber eine Larmonte fürchtet sich nicht“, erklärte der Graf.

„Doch“, sagte Claire. „Aber wie steht es mit dir? Du fürchtest dich, sonst wärst du nicht zu mir gekommen.“

„Man trachtet mir nach dem Leben.“

„Uns allen, will mir scheinen …“

„Wenn es mich erwischt, oder Norman, ist das nicht so schlimm. Wir haben unser Leben genossen, es liegt gleichsam schon hinter uns, aber die Larmontes dürfen nicht aussterben. Du mußt diesen Kampf als Siegerin bestehen …“

„Ich werde nicht sterben, verlaß dich darauf, nicht jetzt, und auch nicht morgen“, sagte sie.

„Sicherlich haben auch Morrison und Spencer nicht auf diese Weise Abschied vom Leben nehmen wollen“, meinte der Graf seufzend. „Aber unser Gegner ließ ihnen keine Wahl.“

„Wer ist dieser Gegner?“

„Es sind die Raupen. Sie sind zurückgekommen, um sich zu rächen.“

„Das ist doch purer Unsinn! Es gibt keine Raupen. Keine, die töten können.“

Aldon Larmonte seufzte. „Ich sehe das anders, obwohl …“

Er führte den Satz nicht zu Ende.

„Obwohl?“

„Das Gift in meinem Kognak läßt auch andere Deutungen zu“, sagte er zögernd.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.